27. Juli 2023
Die WestLotto-TopTalente 2023: Fußballerin Mailin Tenhagen im Interview
Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Fußballerin Mailin Tenhagen über das Gefühl, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen – und welche Spielerin ihr Vorbild ist.
15 Jahre alt und bereits U16-Nationalspielerin. Mailin Tenhagen steht schon auf dem Fußballplatz, seitdem sie denken kann. Stadtmeisterin 2022 mit den Sportfreunden Lowick, 2. Platz beim Algarve Cup mit der Nationalmannschaft 2023. Und wenn sie nicht auf dem Bolzplatz zu finden ist, holt sie mal eben den 4. Platz bei der Deutschen Meisterschaft beim 300m Hürdenlauf. Das Interview erschien zunächst im Magazin „Wir im Sport“ des Landessportbundes NRW.
Seit wann spielst du Fußball?
Ich spiele eigentlich schon mein ganzes Leben Fußball. Ich bin von klein auf damit in Kontakt gekommen und es hat mir direkt Spaß gemacht, vor allem mit Freunden Fußball zu spielen. Man lernt immer neue Leute dadurch kennen.
Dein Opa und dein Vater haben beide sportliche Karrieren auf dem Fußballplatz hingelegt. Haben sie dich damals vom Fußball überzeugt? Liegt es dir deshalb im Blut?
Ich war früher immer mit auf dem Platz, aber ich durfte mir selbst aussuchen, was ich für eine Sportart mache. Bin dann beim Fußball geblieben, wurde aber nie dazu gezwungen. (lacht). Es hat mir einfach sofort Spaß gemacht, mit dem Ball zu spielen. Durch Opa bin ich in die Fußballschule gekommen. Das hat mich dann einfach überzeugt.
Dein Vater war ja bekannt für seine langen Einwürfe. Kannst du die Bälle eigentlich genauso weit einwerfen?
(lacht) Früher hatte ich auch immer mit die weitesten Einwürfe, mittlerweile muss ich es nicht mehr so oft machen. Aber ganz so weit wie die von meinem Papa gehen meine nicht.
Fußball ist ganz klar ein Teamsport. Worauf kommt es an, damit ihr da als Einheit funktioniert?
Man muss von vorne bis hinten zusammenspielen können. Wichtig ist, nicht alleine gewinnen zu wollen, sondern gemeinsam als Team zu spielen und dadurch zu gewinnen. Und neben dem Platz muss man auch eine gute Mannschaft sein, um das auch auf dem Platz zu sein.
Damit zusammen hängen die verschiedenen Positionen. Auf welcher Position spielst du?
Im Moment spiele ich in der Abwehr, ob Außen- oder Innenverteidigung, das wechselt häufig. Ich spiele am liebsten hinten, weil es mir einfach am meisten liegt. Ich war aber auch schon weiter vorne, auf dem Flügel, bin aber wieder zurück in die Abwehr, weil es mir dort am meisten Spaß macht.
Trotzdem kannst du ja schon einige Tore auf deinem Konto verzeichnen. Hast du einen deiner Torschüsse im Kopf, den du nie vergessen wirst?
Ja, das erste Tor für die Nationalmannschaft, dieses Jahr beim Algarve-Cup in Portugal. Da hatten wir einen Freistoß. Der kam der auf den langen, also auf den zweiten Pfosten. Das war mein Laufweg, der vorher bei der Besprechung vorgegeben war. Der Ball kam genau dorthin und ich habe ihn ins lange Eck geköpft. Das war ein schöner Moment.
„Ich bin keine, die durch die Kabine zur Musik tanzt.“
TopTalent Mailin Tenhagen
Hast du eigentlich ein bestimmtes Ritual vor jedem Spiel?
Ich habe es mir angewöhnt, dass ich erst den rechten Socken und dann den linken anziehe. Ansonsten rede ich in der Kabine vor einem Spiel nicht so viel, bin eher auf mich selbst gestellt und konzentriere mich auf das kommende Match. Ich bin keine, die durch die Kabine zur Musik tanzt.
Von den B1-Junior*innen bei den Sportfreunden Lowick zur deutschen Nationalspielerin. Du kletterst aktuell echt die Karriereleiter hoch. Wie läuft das ab, wenn man für die Nationalmannschaft spielen möchte und dann auch noch ausgewählt wird?
Die Plätze sind ja echt begrenzt und viele wünschen sich, aufgenommen zu werden. Normalerweise findet einmal im Jahr ein Sichtungsturnier in der Sportschule Wedau statt. Aus jedem Bundesland werden die besten Spielerinnen nominiert und fahren dann mit ihrer Mannschaft dahin. Bei mir spielte noch Corona eine Rolle und es war etwas anders.
Ich war mit der Niederrheinauswahl da, wodurch man auch gesichtet werden kann. Eine Mitspielerin und ich trainierten da, während die U15-Nationalmannschaft ebenfalls dort war. Deren Trainerin hatte uns zugeguckt. Wir sind ihr aufgefallen, wurden nominiert und zwei, drei Tage später kam die Einladung für einen Sichtungslehrgang in der Sportschule Bitburg. Dort mussten wir nochmal beweisen, dass wir gut sind und unbedingt in die Nationalmannschaft möchten. Anschließend wurden wir für den Kaderlehrgang der U15 nominiert.
Womit konntet ihr die Trainerin damals überzeugen?
Meine Mitspielerin war Stürmerin und ich war in der Innenverteidigung. Ich kann mich noch gut an eine Szene erinnern. Es ging um den Spielaufbau, auch ein großes Thema in der Nationalmannschaft. Also nicht einfach irgendwie, sondern schon gezielt von hinten raus spielen. Das hatten wir bereits in der Niederrheinauswahl als Übung. Ich bin mit dem Ball angedribbelt, habe die Stürmerin angespielt und wir hatten eine sehr gute Aktion, wodurch es zum Tor kam. Wir konnten eine gute Leistung abrufen und wurden schlussendlich für den Sichtungslehrgang nominiert.
Und wie hat es sich dann angefühlt, das erste Mal wirklich im Deutschland-Trikot auf dem Platz zu stehen?
(strahlt) Man ist ja vor jedem Spiel nervös, egal, obs das erste ist oder schon das fünfte. Ich freue mich aber sehr, für Deutschland auflaufen zu können. Das ist eine sehr große Ehre, im Trikot der deutschen Nationalmannschaft zu spielen.
In die Nationalmannschaft hast du es schon geschafft. Welches Ziel möchtest du in deiner sportlichen Karriere auf jeden Fall noch erreichen?
Aktuell möchte ich einfach in der Nationalmannschaft bleiben und mit dem Team eventuell nächstes Jahr die Europameisterschaft spielen. Das nächste Ziel wäre dann die Weltmeisterschaft. Und in der Leichtathletik würde ich gerne noch an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen.
Noch einiges vor. Hast du denn auch ein Vorbild im Fußball, das dich dazu inspiriert hat?
Ich war immer Fan von den deutschen Fußball-Männern, aber auch von den deutschen Frauen. Marina Hegering hat ja auch hier bei Lowick gespielt und ist Nationalspielerin geworden. Da sie auf der gleichen Position spielt wie ich, ist sie schon ein großes Vorbild für mich. Sie hat viel erreicht, das würde ich auch gerne.
Als Nationalspielerin – vor allem in deinem jungen Alter – kannst auch du ein Vorbild für viele weitere Nachwuchstalente sein. Was würdest du allen Mädels, die auch auf dem Fußball-Platz stehen, mitgeben?
Immer dabei bleiben! Egal, ob man einen schlechten Tag hat beim Spiel oder beim Training oder wenn man nicht in die Startelf gekommen ist. Auch wenn man traurig ist, sollte man einfach dran bleiben. Ist man in der Auswahl und wird dann doch nicht eingeladen, kann man trotzdem immer wieder reinkommen. Solange man sich selbst steigert und an sich glaubt, schafft man es auch in die Nationalmannschaft.
Beschreibe in drei Worten, was Fußball für dich bedeutet.
Spaß, Freundschaften, Zusammenhalt.
Toptalent Mailin Tenhagen
Jahrgang 2007
Sportart: Fußball
Verein: SF 97/30 Lowick
Trainerin: Ingo Hoves
Größte Erfolge:
2023: 2. Platz Algarve Cup Nationalmannschaft
2022: Stadtmeister Lowick, Außerdem Leichtathletik: 4. Platz Deutsche Meisterschaft 300 Meter Hürden