18. Dezember 2024

Die WestLotto-TopTalente 2024: Tischtennisspieler Andre Bertelsmeier

Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Andre Bertelsmeier musste sich entscheiden: Tischtennis oder Fußball? Er setzt nach dem Abitur nun alles auf den kleinen Ball und Schläger und treibt seine Karriere als Profi voran. Das Interview erschien zuerst im LSB-Magazin Wir im Sport.

Du bist mit 14 ins Internat nach Düsseldorf gezogen. Wie war das für dich?

Es war ein großer Sprung vom Elternhaus hierhin, aber es war ein angenehmer Sprung, weil das Internat mich gut aufgefangen hat. Es gibt eine sehr intensive Betreuung, ich war nicht direkt auf mich allein gestellt. Es ist anders, wenn man nicht jeden Tag seine Eltern sieht, aber ich bin am Wochenende viel nach Hause gefahren, das hat geholfen. Es hat sich auf jeden Fall, was das Tischtennis angeht, gelohnt hinzugehen.

Wie bist du zum Tischtennis gekommen?

Ich bin über meine Schwester zum Tischtennis gekommen. Sie hat angefangen zu spielen und dann wurde in meiner Grundschule ein Turnier angeboten. Ich war der Einzige, der daran teilgenommen hat. Ich hatte eine Einzelstunde mit dem Trainer und er hat mich danach zum Training eingeladen. Ich bin mit meiner Schwester ein paar Mal zum Training gefahren und es hat mir viel Spaß gemacht. Schon von Anfang an lief es gut. Mit der Zeit bin ich von Fußball auf Tischtennis gewechselt.

Ein großer Schritt… Was fasziniert dich am Tischtennis?

Es sind die schnellen Wechsel im Spiel – mal führt der eine, dann der andere – es ist eine durchgehende Spannung.

Ist deine Schwester ebenfalls Tischtennis-Profi?

Nein, sie hat aufgehört. Meine andere Schwester spielt aber noch.

Also eine richtige Tischtennisfamilie?

Nur wir beide tatsächlich. Meine Eltern hatten nichts mit Tischtennis am Hut – natürlich haben sie sich jetzt in das Thema reingefuchst und einiges gelernt.

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Wie waren deine ersten Schritte im Tischtennis und was war eine Herausforderung?

Die größte Herausforderung war, mich zwischen Tischtennis und Fußball zu entscheiden. Ich habe gerne Fußball gespielt und der Wechsel ist mir schwergefallen, weil ich in der Mannschaft viele Freunde hatte. Aber in dem Moment, als die Entscheidung klar war, stand für mich nur noch Tischtennis im Vordergrund.

Wie sieht dein Trainingsalltag aus?

Es kommt auf die Trainingsphase an, je nachdem, ob ich einen Wettkampf habe oder nicht. Aber seit ich meinen Abschluss geschafft habe, besteht mein Trainingsalltag aus zweimal Training pro Tag, dazu kommt dreimal in der Woche Krafttraining. Am Wochenende ist häufig Ligaspiel, meistens sonntags. Da fährt man samstags hin, trainiert einmal mit der Mannschaft und bereitet sich dann auf das Spiel vor.

Gibt es ein besonderes Match oder Turnier, welches dir in Erinnerung geblieben ist?

Dieses Jahr waren es einige besondere Turniere. Ich habe über die lange Dauer sehr gut performt. Am frischsten im Kopf ist die Herren-EM. Im Spiel gegen Ovidiu Ionescu (ehemaliger EM-Finalist, Anm. d. Red.) bin ich als klarer Underdog ins Match gegangen, aber ich habe einige seiner kleinen Fehler genutzt und konnte so gegen ihn gewinnen. Danach konnte ich gegen Felix Lebrun spielen, der im Sommer davor eine Bronzemedaille bei Olympia geholt hat. Ich habe es geschafft, einen Satz gegen ihn zu gewinnen. Und ich habe gemerkt, dass die Zuschauer vielleicht ein bisschen mehr für mich geklatscht haben – das war einfach ein sehr schöner Moment. Lacht

Welche technischen Fähigkeiten benötigt man, um auf so einem hohen Niveau zu spielen?

Man braucht eine gute Hand-Augen-Koordination. Den Rest kann man sich antrainieren – Talent hilft natürlich. Die Fähigkeit, schnell zu lernen, hilft einem, sein eigenes Spielsystem zügig weiterzuentwickeln. Dadurch hat man einen klaren Vorteil. Sonst einfach viel trainieren.

Welchen Tipp würdest du Leser*innen geben, die nun mit Tischtennis starten wollen?

Erstmal den Spaß am Sport behalten und nicht direkt zu viel wollen. Anfangs macht man schnell Fortschritte, jedoch kommt man ebenso schnell zu einem Punkt, wo die Fortschritte schwieriger werden. Davon sollte man sich nicht frustrieren lassen. Gleichzeitig würde ich raten, erst mal locker anzufangen, einfach den Spaß am Sport genießen und dann wird man automatisch besser.

Was motiviert dich weiterhin zu spielen?

Ich habe sehr viel Spaß am Sport und mir gefällt es, mich zu verbessern. Zudem stehe ich am Übergang zum Profi-Sport. Das motiviert mich, da ich mit Tischtennis mein Leben bestreiten möchte. Es ist die Kombination aus Spaß am Sport und der Tatsache, dass ich jetzt mein ganzes Leben darauf ausrichten will.

Macht dir das Angst?

Nicht wirklich, muss ich sagen. Aktuell habe ich gute Resultate und meine Entwicklung geht stark nach oben. Vor ein paar Jahren hat es mir auf jeden Fall Angst gemacht, da es durch Verletzungen etc. immer unsicher ist. Ein bisschen Angst schadet auch nicht, die macht das ganze Leben spannender. Lacht

Welche Ziele hast du für die nächsten Jahre?

Auf kurze Sicht möchte ich mich im Herren-Tischtennis etablieren. Ich habe in der Jugend einige Erfolge gefeiert, konnte aber bei den Herren noch nicht viel zeigen. Zudem würde ich gerne für die Herren-Nationalmannschaft spielen und dann an Turnieren wie der EM, WM und natürlich Olympia teilnehmen.

Das Interview erschien zuerst im Magazin Wir im Sport des LSB NRW // Fotos und Video: © LSB NRW / Bowinkelmann