7. März 2022
Ehrenamtatlas – So engagiert sich NRW – Daten, Fakten und Stimmen im Überblick
Der Ehrenamtatlas ist die Vermessung des freiwilligen Engagements in NRW. Er basiert auf einer repräsentativen Umfrage WestLottos in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa. Hier finden Sie Hintergrundinfos zur Erhebung. Direkt zum Ehrenamtatlas geht es unter www.ehrenamtatlas.de.
Starkes Engagement – Starke Orte
Der Ehrenamtatlas liefert Daten für alle 53 Landkreise und kreisfreien Städte in NRW. Insgesamt fließen die Antworten von 10.647 Personen ab 18 Jahren zum Thema Ehrenamt ein. Erhebungszeitraum war Januar 2022. Die Befragten gaben Auskunft zum Umfang ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und zu den Bereichen, in denen sie sich engagieren. Sie erklärten, warum sie einem Ehrenamt nachgehen und was sie sich davon erwarten.
Die Hälfte (50 %) der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen engagiert sich derzeit ehrenamtlich. Befragte aus kleineren Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern engagieren sich häufiger ehrenamtlich als Befragte aus urbaneren Gebieten mit mehr als 500.000 Einwohnern.
Der Wert des ehrenamtlichen Engagements in Nordrhein-Westfalen beträgt 19,14 Milliarden im Jahr. Berechnungsgrundlage ist der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro.
Häufigkeit des Engagements
4 Prozent der Befragten gehen ihrem ehrenamtlichen Engagement jeden Tag nach, 27 Prozent mehrmals pro Woche und 19 Prozent einmal pro Woche. Mehrmals im Monat gehen 24 Prozent der Befragten ihrem ehrenamtlichen Engagement nach. 10 Prozent tun dies einmal im Monat.
Die Befragten wenden durchschnittlich insgesamt 214 Stunden im Jahr für ehrenamtliche Tätigkeiten auf.
Ehrenamt in Stadt und Land
Befragte aus kleineren Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern (55 Prozent Engagierte) engagieren sich häufiger ehrenamtlich als Befragte aus urbaneren Gebieten mit mehr als 500.000 Einwohnern (46 Prozent Engagierte).
Bereiche des Engagements
Am häufigsten sind die befragten Ehrenamtlichen in den Bereichen Wohlfahrt (22 %) sowie Sport und Bewegung (21 %) engagiert. Darauf folgen mit jeweils 15 Prozent die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und der Bereich Kultur, Kunst und Musik.
14 Prozent der Befragten engagieren sich ehrenamtlich, indem sie ältere und erkrankte Menschen unterstützen und 13 Prozent engagieren sich in der Nachbarschaft, zum Beispiel durch Nachbarschaftshilfe oder im Kleingartenverein.
Gründe für Engagement
Die Mehrheit der Befragten (59 %) gibt an, sich ehrenamtlich zu engagieren, um etwas für andere Menschen zu tun.
- 40 Prozent sagen, dass sie sich ehrenamtlich engagieren, weil sie gern mit anderen Menschen zusammen sind.
- Jeweils 36 Prozent wollen dadurch ihren eigenen Interessen und Neigungen nachgehen und/oder der Gesellschaft etwas zurückgeben.
- 35 Prozent wollen durch ihr ehrenamtliches Engagement die Gesellschaft verändern bzw. voranbringen.
- 31 Prozent der Befragten möchten einfach Spaß haben.
Wertschätzung für das Engagement
Fast die Hälfte der Befragten (45%) fühlt sich für ihr ehrenamtliches Engagement weniger (38 %) oder gar nicht (7 %) gesellschaftlich wertgeschätzt.
Die gefühlt geringe Wertschätzung ist in Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern, die sich weniger (38%) oder gar nicht (7%) wertgeschätzt fühlen, ähnlich wie bei den Ehrenamtlichen in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern, die sich zu 36% weniger stark und zu 11% gar nicht wertgeschätzt fühlen.
Ehrenamt in der Corona-Pandemie
Fast die Hälfte (46 %) der Befragten bringt seit dem Beginn der Corona-Pandemie etwas (22 %) bzw. deutlich (24 %) weniger Zeit für ihr Ehrenamt auf. Lediglich 11 % bringen etwas mehr und 6 % deutlich mehr zeit für ihr Ehrenamt auf.
Bei Frauen ist die Engagament-Quote noch deutlich gesunken: Hier bringen 28% der Befragten deutlich weniger zeit für das Ehrenamt auf. bei den Männer investieren 19% deutlich weniger Zeit.
Die forsa-Umfrage zum zum Ehrenamtatlas: Im Januar 2022 wurden insgesamt 10.647 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren in NRW befragt, darunter je mindestens 200 Personen pro Kreis/kreisfreie Stadt.
„Der Ehrenamtatlas zeigt anschaulich auf, wie sich das bürgerschaftliche Engagement in NRW auf Kreise und Regionen verteilt. Für Kommunen und Organisationen, die notwendige Rahmenbedingungen für das Ehrenamt schaffen, können die Daten als wertvolle Hilfe dienen.“
Ehrenamtsforscherin Professorin Dr. Andrea Walter, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
„Es ist schwierig, abzusehen wie sich das Ehrenamt nach der Corona-Pandemie entwickeln wird. Viele haben während der Pandemie gemerkt, dass man auch ohne Vereine und lieber privat seine Zeit verbringen kann. Aber wir hoffen, mit zunehmender Aktivität das Interesse am Ehrenamt wieder zu wecken. Die Menschen haben gemerkt, dass Sport und Bewegung vor allem für Kinder und Jugendliche einen ganz hohen Stellenwert haben. Eine gemeinsame Initiative für das Ehrenamt in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft würden wir sehr begrüßen.“
Stefan Klett, Präsident des Landesportbundes NRW
„Das Ehrenamt ist und bleibt eine zentrale Säule für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Aktuell zeigt sich, dass Krisen und humanitäre Katastrophen, wie in der Ukraine, nur mit Unterstützung durch das freiwillige Engagement der Menschen in Europa und Deutschland bewältigt werden können. Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich zu engagieren, macht unsere Gesellschaft lebenswert. Das gilt es wertzuschätzen, zu unterstützen und zu fördern.“
Vorstand der Freien Wohlfahrtspflege NRW / Landesgeschäftsführer, Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW
„Wer ein Ehrenamt ausübt, gibt nicht nur anderen Menschen viel, sondern erlebt auch selbst wunderschöne Momente. Das müssen wir auch all jenen vermitteln, die sich bislang noch nicht engagieren. Fast 80 Prozent derer, die bislang nicht ehrenamtlich tätig sind, können sich vorstellen, künftig ein Ehrenamt zu übernehmen. Das Potenzial für das Ehrenamt ist also riesig.“
Christiane Jansen, Geschäftsführerin WestLotto
„Das Ehrenamt braucht uns. Unsere Gesellschaft muss dafür sorgen, dass Engagement möglich ist und gesehen wird. An vielen Stellen laufen längst phantastische Initiativen zur Förderung des Ehrenamtes. Wir müssen als Gesellschaft alles dafür tun, damit diese auch auf fruchtbaren Boden treffen. Ohne Ehrenamt geht es nicht.“
Andreas Kötter, Sprecher der Geschäftsführung WestLotto
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