21. März 2023
Die WestLotto Toptalente 2023: Rugby-Spieler Ben Potente im Interview
Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Als erstes Toptalent 2023 spricht U16-Nationalspieler Ben Potente im Interview über seine große Leidenschaft Rugby, Technik und Teamgeist.
Ben, wie bist Du zum Rugby gekommen? Die meisten Jungen deines Alters spielen doch eher Fußball, oder?
Ja, stimmt schon. Aber da bin ich anders unterwegs. Ich kann mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr daran erinnern, was der Auslöser war. Mit vier oder fünf Jahren war ich beim Rugby, hab mit Freunden direkt losgelegt und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen.
Was ist es denn, das Dich am Rugby so fasziniert?
Gute Frage! Für mich ist es der Respekt, der bei allen Spielen und schon im Training eine riesengroße Rolle spielt. Jeder auf dem Platz kennt seine Aufgaben, erfüllt sie und achtet auf ein faires Spiel. Es gilt das Wort oder die Entscheidung des Schiedsrichters. Daran gibt es keinen Zweifel, kein Gemecker und schon gar keine Diskussionen. Was ich beim Rugby in Sachen Respekt gelernt habe, das bleibt mir für immer. Respektvoll miteinander umgehen, Vertrauen schenken und zurückbekommen und der Zusammenhalt, das sind einfach die besten Erfahrungen. Rugby macht mich echt glücklich!
In welchem Verein spielst Du und wie oft trainierst du?
Ich spiele im Rugby Club Aachen e. V. und bin dort zwei- bis dreimal pro Woche beim Teamtraining. Unsere Spiele finden samstags statt, allerdings nicht jeden Samstag. Zusätzlich gehe ich inzwischen ins Fitness-Studio, um möglichen Verletzungen vorzubeugen. Da helfen mir spezielle Übungen dabei, gezielt Muskeln aufzubauen.
„Was ich beim Rugby in Sachen Respekt gelernt habe, das bleibt mir für immer.“
WestLotto-Toptalent Ben Potente
Ein ziemlich krasses Pensum neben Schule, Freizeit, Freunden und Familie. Das klingt nach höheren Zielen, richtig?
Na ja, so gerne, wie ich Rugby spiele, finde ich das gar nicht anstrengend, sondern perfekt. Zum Glück läuft’s in der Schule so gut, dass ich nach der 10. Klasse auch das Abitur noch machen könnte. Aber erst einmal hab ich meinen Ausbildungsplatz als Schlosser schon sicher. Damit fang ich im Sommer an. Freunde treffe ich beim Training und bei den Spielen, und meine Familie unterstützt mich schon immer. Alles kein Problem. Ganz besonders gefreut hab ich mich natürlich über die Nominierung für die Nationalmannschaft. Da war ich in den Herbstferien 2022 mit zwei Freunden aus unserem Team in Polen. Super Sache! Und im Oktober 2023 bin ich in der NRW-Mannschaft bei den Landesverbandsmeisterschaften im Einsatz. Läuft also ganz gut.
Wie ist das mit den Regeln im Rugby? Es wirkt ja recht turbulent, als spielten alle einfach so drauf los. Aber das kann ja nicht sein, oder?
Natürlich nicht. Wir spielen nach klaren Regeln, die allerdings wirklich nicht so ganz leicht zu erklären sind. Ziel ist es, den Ball, also das Ei auf dem 70 Meter breiten und 100 Meter langen Feld am Gegner vorbeizuspielen, um Punkte und Tore zu machen. Passen, kicken, fangen, aufnehmen und ablegen, alles das ist mit dem Ei erlaubt. Es darf mit den Füßen in alle Richtungen gekickt, aber von Hand immer nur nach hinten oder zur Seite geworfen werden. Nach vorne geworfene Pässe sind verboten.
Der ballbesitzende Gegner soll in seinem Lauf durch Tacklen (dt. umklammern) behindert werden. Der Tackler stoppt den Gegenspieler, umgreift ihn und ringt ihn nieder. Es kommt zum regelkonformen Gedränge, aus dem der Ball durch Schieben und Drücken, allerdings ohne die Hände zu benutzen, hervorgebracht werden muss. Dann schnappt sich die Neun das Ding und ab geht’s ins sechs Meter fünfzig breite Tor des gegnerischen Teams. Das war jetzt die Kurzversion unserer Rugby-Regeln.
Was ist besonders gefragt, wenn es ums Rugbyspielen geht? Beschreib doch mal bitte, was einen guten Spieler oder eine gute Spielerin ausmacht. Apropos, spielen Mädchen bei euch im Verein mit?
Okay, zuerst zur letzten Frage: Rugby ist natürlich kein reiner Männersport. Es gibt im Deutschen Rugby-Verband e. V. seit 1989 die Abteilung Deutsche Rugby-Frauen, kurz: DRF. Bei uns im Aachener Club spielt die Damenmannschaft „Rugbeez“ erfolgreich auf. Wir haben auch ein Mädchen im Team, und das werden sicher bald noch mehr. Denn Talent für Rugby bringen Mädchen genauso mit. Da geht‘s um Schnelligkeit, Kraft und vor allem um Taktik und Technik. Wer die Technik beherrscht und ein echter Teamplayer ist, hat das Wichtigste fürs gute Spiel drauf. Egal, ob Junge oder Mädchen.
Das Interview erschien zunächst im Magazin „Wir im Sport“ des Landessportbundes NRW.
Toptalent Ben Potente
Sportart: Rugby
Verein: Rugby Club Aachen (rugby-club-aachen.com)
Trainer: Michael Wagner, Dirk Frase
Erfolge 2019: 6. Platz bei der deutschen 15er Meisterschaft mit dem RC Aachen, 2022: 2. Platz bei der deutschen 7er Meisterschaft mit der NRW Auswahl, Nominierung für die deutsche 15er Nationalmannschaft U16, 5. Platz bei der deutschen 15er Meisterschaft mit dem RC Aachen