9. Dezember 2024

Die WestLotto-TopTalente 2024: Tischfußballer Luis Janßen

Sport ist viel mehr als nur Medaillen: Unter diesem Leitgedanken fördern WestLotto und der Landessportbund NRW die „Toptalente des Leistungssports“ in Nordrhein-Westfalen. Bis zu acht Nachwuchstalente aus verschiedensten Sportarten werden jährlich auf ihrem Weg in den Spitzensport unterstützt und stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Tischfußballer Luis Janßen über einen Sport, den ja jeder irgendwie kennt – oder doch nicht? Das Interview erschien zuerst im LSB-Magazin Wir im Sport.

Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Tischfußballspieler haben muss?

Ich persönlich finde Fairness sehr wichtig in dem Sport, genau wie die Hand-Augen-Koordination. Die Geschwindigkeit, die bei dem Spiel herrscht, ist unfassbar. Dazu kommt mentale Stärke. Viele Spieler sind technisch zwar sehr gut, aber scheitern am Mentalen.

Welche Rolle spielen dabei Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit?

Eine sehr große Rolle. Bei meinem Spiel macht es viel aus. Ich bin nicht derjenige, der alles kontrolliert spielt oder sich Zeit lässt. Auf schnelle Aktionen folgen oft schnelle Ballwechsel und da dann zu sehen, wie der Ball läuft und wie man ihn am besten abfängt, das sind Automatismen, die kommen irgendwann. Dafür muss man die ganze Situation schon mal erlebt haben. Also es kommt immer auf das Spiel an.

Wie bist du überhaupt zum Tischfußball gekommen?

Durch meinen Papa. Er spielt schon seit seinem 18. Lebensjahr – mittlerweile schon 35 Jahre. Er hat in NRW den Verband mitgegründet. Kickern ist wie eine große Familie. 2017 bin ich dann erst mal zur Bundesliga mitgefahren, habe die Leute kennengelernt, alle waren total nett und das war der Grund, warum ich drangeblieben bin.

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Also bringt diese Sportart auch viele Leute zusammen und fördert so den Zusammenhalt

Ich komme zum Turnier, begrüße in der ersten halben Stunde nur Leute und man ist überall willkommen. Ich habe viele Freunde dadurch kennengelernt. Egal, wo ich bin, ob privat oder zum Kickern. Ich kenne oft eine Person, bei der ich übernachten oder die ich besuchen könnte.

Nimm uns doch mal mit in deinen Trainingsalltag.

Gerade in Corona-Zeiten habe ich viel trainiert. Ich hatte einen Tisch zu Hause, dann kam der Lockdown. Als wir keine Schule hatten, habe ich jeden Tag mehrere Stunden gespielt, also nicht am Stück, aber immer wieder 20 Minuten und viele Videos geguckt. Ich hatte im Kreis keine Person, mit der ich viel trainieren oder von der ich viel lernen konnte. Wir müssen überall mindestens eine halbe Stunde hinfahren und deswegen musste ich irgendwas zu Hause tun und bin so deutlich besser geworden. Mittlerweile fahre ich mittwochs nach Gladbach und trainiere drei Stunden mit den Jungs.

Wenn du allein trainierst, dann spielst du aber ohne Gegner…

Ja, allein stelle ich die Figuren und muss so genau wie möglich meine Schüsse oder Pässe spielen.

Trainierst du mentale Stärke zur Konzentration?

Ich mache es nicht, weil ich finde, dass man nur über die Turniererfahrung stärker wird. Man kann kein Finale oder Halbfinale simulieren, das ist einfach nicht möglich und die Anspannung ist dann nicht genauso. Habe ich wieder bei der Weltmeisterschaft in Frankreich gemerkt. Das war einfach extrem, so nervös war ich eigentlich noch nie.

Wie bereitest du dich auf Wettkämpfe vor?

Vor großen Wettkämpfen trainiere ich zu Hause oder fahre zu meinem Partner nach Bonn. Dort im Vereinsheim gibt es alle fünf internationalen Tische. Dann trainieren wir ein paar Tage und bereiten uns auf den Wettkampf vor.

Hast du vorher ein Ritual?

Rituale an sich habe ich nicht. Vorher ein paar Witze machen, dass man locker und nicht angespannt ist. (lacht)

Was war dein denkwürdigster Moment in deiner Tischfußball-Karriere?

Dieses Jahr im Mai habe ich die Weltmeisterschaft auf dem Bonzini gewonnen. Die hat noch nie ein Deutscher gewonnen und deswegen war es ein cooler Moment. Im ersten Jahr, in dem ich Turniere gespielt habe, das war 2019, gewann ich direkt im Classic die WM. Das war auch ein denkwürdiger Moment.

Im Gegensatz zu Abseits gibt es Fouls im Tischfußball. Wie kann man sich das vorstellen?

(lacht) Ja, wir passen den Ball beim Anstoß kontrolliert von der Mittel- zur Stürmerreihe. Wenn man aber zu ruppig spielt, also bspw. die Bande anfährt, dann ist das ein Foul. Auch Diskussionen bei Unentschieden sind typische Fouls. Man muss eher still sein und sobald ein Wort gesagt wird, kann das eben ein Foul sein. Ich bin aber nicht der, der alles moniert.

Aber verletzen kann sich niemand…

Doch schon. Also mein Papa hat letztens den Ball zum Ballauswurf rausgeholt und der andere hat mit der Stange voll durchgezogen. Dann ging es nicht mehr weiter, weil er ihn so hart getroffen hat. Es ist auch schon passiert, dass sich einer gebückt und die Stange gegen den Kopf bekommen hat. Man muss aufmerksam sein.

Welche Entwicklungen würdest du dir für den Sport wünschen?

Gerade deutschlandweit wird aktuell versucht, dass die Sportart olympisch wird und das wäre ein Riesenschritt, den ich mir auch wünschen würde.

Wie stellst du dir deine eigene Zukunft im Tischfußball vor?

Ich möchte noch mehr Spaß haben und nicht verkrampft in die Turniere gehen.

Beschreibe in drei Worten, was Tischfußball für dich bedeutet

Familie, Spaß und Freunde

Das Interview erschien zuerst im Magazin Wir im Sport des LSB NRW // Fotos und Video: © LSB NRW / Bowinkelmann