1. Oktober 2021
Nach Presserat-Entscheid: „Forschung zu Werbung im Glücksspiel stärken“
WestLotto begrüßt gesellschaftliche Diskussion und setzt sich für weitreichende Forschung zu Werbung im Glücksspiel ein
Der Deutsche Presserat sieht aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf im Zusammenhang mit verharmlosender Berichterstattung zu Glücksspiel. Ein Verbot der Verharmlosung von Glücksspiel werde vorerst nicht in den Pressekodex aufgenommen, entschied das Plenum des Presserates. Die bestehenden Regeln seien ausreichend, um Beschwerden zu diesem Themenbereich prüfen und entscheiden zu können. Gleichwohl bietet die Entscheidung Anlass für eine möglichst breite Diskussion zum Thema Berichterstattung und Werbung zum Glücksspiel.
„Aus gesellschaftlicher Sicht ist eine Diskussion über Grenzen und Verletzung von werbe- oder presserechtlichen Grundlagen im Zusammenhang mit dem Glücksspiel auch aus unserer Sicht durchweg zu begrüßen“, sagt WestLotto Unternehmenssprecher Axel Weber. Generell sei Werbung im Rahmen der bestehenden Richtlinien auch im Glücksspiel richtig und wichtig. Zum einen helfe sie beim vom Gesetzgeber angestrebten Ziel, Spielangebote von illegalen zu legalen Anbietern zu kanalisieren. Zum anderen könne mit Werbung eine tatsächliche Schutzfunktion ausgeübt werden.
Bremer Innensenator adressierte Presserat
Hintergrund der aktuellen Entscheidung des Presserates ist ein Schreiben des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer (SPD) an die Organisation. Darin hatte Mäurer eine Auseinandersetzung des Rates mit „besorgniserregender, da gezielt verharmlosender Berichterstattung“ am Beispiel der BILD-Zeitung über Sportwetten gefordert. Zugleich unterbreitete er den Vorschlag, die Richtlinie 11.6, die eine Verharmlosung von Drogen verbietet, hinsichtlich des Glücksspiels zu erweitern.
Wie wichtig vielmehr entsprechende Diskussion und Forschungen zu dem Thema sind, stellt auch der Düsseldorfer Kreis, eine Initiative für Qualität und Verbraucherschutz im Glücksspiel in einem Positionspapier heraus. Denn welchen messbaren Einfluss Werbung tatsächlich auf die Entwicklung einer Glücksspielstörung nimmt, ist wissenschaftlich bis dato zu wenig untersucht: Die Forschungserkenntnisse sind bislang insgesamt gering und die Studien sollten durch bessere Methoden weniger angreifbar sein.
Forschung stärken, Diskussion anregen
„Wichtig ist deshalb eine wissenschaftlich fundierte und differenzierte Betrachtung des Einflusses von Werbung im Glücksspielbereich sowie eben die breite gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema“, erklärt Axel Weber: „Diese Forschung möchten wir auch als Beiratsmitglied im Institut für Glücksspiel und Gesellschaft stärken und aktiv unterstützen.“ Das Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) ist ein drittmittelgefördertes Forschungsinstitut der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Bergischen Universität Wuppertal.
Auch Linus Weidner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am GLÜG, sieht ein reines Werbeverbot skeptisch. Er bezieht sich dabei auch auf die Diskussion um die Unterscheidbarkeit von legalen und illegalen Angeboten. „Es muss ein Weg gefunden werden, den Kunden mit kurzen und eindeutigen Botschaften darüber zu informieren, ob es sich um ein legales Angebot handelt und gleichzeitig uneindeutige oder falsche oder verwirrende Aussagen und Werbebotschaften – insbesondere von illegalen Anbietern – rechtlich zu verfolgen“, sagte Weidner im Interview mit dem WestLotto vertrauen.blog.